Gerade recht zu den heissesten Monaten des Jahres durften wir einen Athleten vor dem Mikrofon begrüßen, der eisigem Wind und sengender Hitze widersteht. Wer jetzt an einen Longjog im Jänner und einen Wettkampf bei 33°C denkt, kennt Christian Magadits schlecht. Der Longjog im Jänner ist eine Umrundung des Neusiedlersees (mehr als 100km) und Minusgraden und Sommerspass fängt erst bei 40-45°C an, wenn man im Death Valley steht.
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Wer ist Christian Magadits?
Christian ist in Niederösterreich aufgewachsen und hat, nach einem recht umtriebigen und ungesunden Lebensabschnitt, der mit Alkohol und Zigaretten gespickt war, nach einem Gespräch mit seiner Betriebsärzte im Alter von 30 Jahren, sein Leben radikal geändert.
Ein paar Laufschuhe gekauft hat er schnell gemerkt, dass da mehr als 1 km durchgehend laufen geht. Nach bereits eineinhalb Jahren stand er am Start des Wienmarathons. Da er bereits als Kind gemerkt hat, dass er sehr flott ist, konnte er diesen auch in 3:25 finishen. Die Zielzeit von 2:59 fiel einem wohl etwas zu schnellen Beginn zum Opfer (Overpacen – wo haben wir das schonmal gehört), aber Sub 3:30 ist für den ersten Marathon ein fulminanter Einstand.
Angefixt von der Langdistanz, folgten einige Marathons (bis 3:05) und Halbmarathons (bis zu einer Endzeit von 1:21).
Der Wechsel zu den Freunden des Laufsports brachte ihm einen „schlechten“ Umgang. Von Ultraläufern umgeben, ging es auf zu den 6h – Läufen und im Jahr 2015 erfolgte der erste Start beim Race across Burgenland
Race Across Burgenland
Das Race Across Burgenland(ARAB) zählt mit 218km zu den wirklichen Ultralangdistanzrennen im deutschsprachigen Raum. Wie beim RAAM oder dem Badwater 135 ist beim ARAB ein Betreuerfahrzeug verpflichtend und die Regeln sind sehr stark an die des Badwater 135 angelehnt. Mit Rennzeitpunkt August ist auch in Österreich die heißeste Zeit gut getroffen.
Die Strecke, über Bundes- und Landesstraßen, bringt zusätzlich eine mentale Herausforderung mit sich, da man als Läufer permanent von Autos und LKWs mit 80-100 km/h überholt wird. Das übt sich auch recht schwer.
Ab Kilometer 60 spürte Christian die Strapazen direkt und ab da ging es in einem Geh/Laufwechsel voran. Bis Kilometer 180 sollte er ohne gröbere Vorkommnisse vorwärts kommen, wenngleich sein Begleiter seine Fortbewegung als „siffeln“ umschrieben hat.
Bei besagtem Kilometer trafen er uns seine Crew allerdings einen Entscheidung, die zu einem 2-3 Kilomter langen Umweg führte und seine Unmutsäusserung, nachdem der Fehler bemerkt wurde, ließ in dem Dorf die nächtlichen Fenster erstrahlen.
Ein kurzer Rückruf bei der Rennleitung brachte Klarheit und er durfte an den Ort der Abzweigung zurückgebracht werden.
Seine komplette Crew war hier allerdings gefordert, um den Athleten zu einem Weitermachen zu bewegen. Die Motivation war an dieser Stelle enden wollend.
Klingt nach einer einmaligen Belastung, die man dann abschließt?
Weit gefehlt. Insgesamt 3 Mal hat er sich das bisher angetan und da er mitunter 2 Mal gewonnen hat, auch sehr erfolgreich (Zweiter Sieg beim Race Across Burgenland) . Zusätzlich hat ihn in dieser Zeit ein ganz anderes Projekt schon gelockt.
Nachdem er die Dokumentation: Running on the sun – Dokumentation BW135 – 1999 gesehen hatte, wusste er: Da muss ich hin!
Badwater 135
2019 war es soweit. Christian wurde im Losverfahren für den Badwater 135 gezogen.
Ab da musste er sich auf den heißesten Ultralauf der Welt vorbereiten. Mehr als 200 Kilometer von Badwater, durch das Death Valley, bis zum Mount Witney. Mit der Vorbereitung „Race across Burgenland“ klingt das ja nicht so viel schlimmer, wenn da nicht die 50 Grad Aussentemperatur wären.
Wie bereitet man sich darauf vor? Wenn man nicht Kalifornien wohnt bleibt nur Nutzung der heißesten Tage und der Mittagssonne für seine Longruns um einen Eindruck von der Belastung zu bekommen. Von einem Laufband in der Sauna hat Christian abgesehen.
Somit war er sportlich auf Kurs.
Damit ist es aber nicht getan. Es fehlt ja noch die Crew, die sich das antut und die Zeit aufbringt.
Und natürlich kostet der Spass auch ein wenig. Aber mit einem fünfstelligen Betrag ist man ja schon dabei. Christians Unternehmen hat hier dankenswerterweise unterstützt und so konnte das Abenteuer angegangen werden.
Bereits ein paar Tage vor dem Lauf reiste Christian an und versuchte sich zu aklimatisieren.
Am ersten Tag mit einem kurzen Lauf, der einen schweißgebadeten Athleten ausgespuckt hat, ging es am zweiten Tag bereits besser.
Die Crew ist leider mit Verzögerung angekommen und es blieb nur eine Nacht zur Vorbereitung und Koordination.
Am Start hat Christian sich wie üblich stark zurückgehalten und mit einem Schnitt von 6 Minuten 30 ging es los. Nach 37km war er guter Dinge in Furnace Creek. Im Gegensatz zu einigen Anderen, die bereits dort am Limit waren, konnte er schön weitermachen.
Funfact am Rande: über 30 Liter werden bei diesem Rennen aufgenommen.
Bei Kilometer 70 wurde Christian vom späteren Sieger überholt, der einen Schnitt von 4 Minuten 30 am Kilometer gehalten hat. Bei 50 Grad. Über 200KM.
Tja und dann ging es auf den ersten Pass. Die Sonne ging auch auf und es wurde also noch heißer. Pete Kostelnik hat ihn hier überholt, aber verlor bereits an dieser Stelle sehr viel Salz und im späteren Verlauf hatte er schwer zu kämpfen. Er musste 6 Stunden Pause machen inkl. Bad in einer Eiswanne.
Nach dem ersten Pass, am Weg in das zweite Tal, flogen im Rahmen der „Show“ rund um das Rennen Jets über die Läufer hinweg und Christian flog auch. Mit einem Schnitt von 5:30-5:40 ging es im gestreckten Galopp hinunter. Im nachhinein betrachtet war das vielleicht nicht das Optimum für die Beine.
Der nächster Pass wurde erklommen und bei Kilometer 160 war er Platz 7. Völlig überrascht und topmotiviert ging es dahin. Doch bereits ein paar Kilometer später schlug das Blatt um. Nur noch 50 Kilometer bis zum Ziel und plötzlich war nur noch gehen möglich.
Bei Lone Pine wurde es wieder dunkel und die Halluzinationen gingen los. Igor, einer seiner Betreuer, musste ihn mit aller Kraft davon überzeugen, dass es da keine Parallelstrasse gibt, dass er da nicht hin muss und das er einfach weitermachen soll.
Direkt nach dem Checkpoint in Lone Pine ging er ab zur Mount Witney.
Im Delirium, von den motivierenden Worten der Betreuer weitergetragen, schleppte er sich weiter.
Zu guter Letzt kam der Anstieg zum Mount Witney. Bis auf 2500 Meter über dem Meer müssen die Läufer klettern.
Auf den letzten 5 Kilometern kommt der zweite Frühling! Das Tempo wurde wieder ein wenig schneller und ab auf die Zielgerade.
Das Ziel ist da! Finisher des Badwater 135! Der Traum wurde erfüllt.
Links zu verschiedenen Zeitungsartikeln und der Veranstaltung:
Running on the Sun – Film BW – Youtube
Artikel zu BW2020 – Vorbericht
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Wie gehts weiter?
Er hat natürlich noch nicht genug. Als nächstes soll der Balaton Supermarathon bezwungen werden. Immer mit Blick auf eine zweite Bewerbung beim Badwater.
Und vielleicht sehen wir Christian ja auch mal auf den Trails dieser Welt.
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Viel Spass beim Hören!
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Lieber Christian bin unendlich stolz auf dich.Ich halte dir mit beiden Händen die Daumen das dein Herzens wünsch in Erfüllung geht. Mama