Erneut durften wir eine aussergewöhnliche vor das Mikrofon zerren und konnten in der 95sten Folge des Podcasts viel über Road Angels, Schlafen auf Parkbänken und Naked Bavarians erfahren.
Und wie immer werden ab da ganz tollen Shownotes stehen, wenn sie fertig werden 🙂
Aktuelle Folge
Julia begann, wie so viele Läufer und Läuferinnen mit dem Laufen, aus einer gewissen Faulheit. Warum jedes Mal ins Fitnessstudio fahren, wenn man mit Laufen eine einfache und bequemere Sportart testen kann. 5 Kilometer – Halbmarathon – Marathon, da geht ja was. Und dann kamen auch gleich die Trails ums Eckchen und winkten mit verheißungsvollen Abenteuern und Erlebnissen.
Also musste ein 50k Trailwettbewerb her. Und da war die Liebe entflammt. Lange in die Natur – das ist es!
Es folgten unzählige 50 Meiler, 50k, x Stundenläufe garniert mit großartigen Läufen wie dem 1/2 Sauer 1/2 Kraut oder dem Naked Bavarian.
Ihre Ultra-Signup History spricht hier Bände. Eine richtig coole, lange Liste 🙂
Da Julia vor 20 Jahren auf die andere Seite des großen Teichs gezogen ist, finden sich in dieser Liste viele Wettkämpfe in Amerika, aber auch der Eiger Ultra.
Eiger Ultra Trail
Im Unterschied zu ihren üblichen Wettkämpfen, war der Eiger riessig. Nicht nur der Berg, sondern auch die ganze Veranstaltung und die Anzahl der Läuferinnen sind bei diesem Lauf richtig groß. Alles toll organisiert und wunderbar geplant sind im Gegensatz zu amerikanischen die Streckenposten und Helfer etwas zurückhaltender. In den USA wird jede Athletin umsorgt und abgefeiert. Einen ähnlichen Eindruck hat Franz auch geschildert.
Trainingsumgebung
Ähnliche wie im Osten Österreichs ist es in der Umgebung von Julia auch nicht wirklich Alpin. Dafür gibt es schöne und auch technische Trails. Die perfekten Bedingungen um auch mal etwas längere Läufe anzugehen.
100 Meilen jugendlicher Leichtsinn
Nachdem die „kurzen Distanzen“ bis einschließlich 50 Meilen gut gingen, sollte der nächste Schritt ein 100 Meiler sein. Sowas soll man ja angehen, solange man noch jung und frisch ist. Leider war es beim ersten Versuch unheimlich heiß und Julia musste ihren ersten Versuch über diese Distanz bei knap 120-130 Kilometer abbrechen.
Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen und im selben Jahr wurde auch diese Distanz abgehakt. Man muss ja sein Training und seine Form ausnutzen. Danach folgten auch hier noch weitere 100 Meiler und natürlich stehen Läufe , wie der Western States 100 auf der Liste.
3 Jahre ist das nun her. Alles erledigt? Alles geschafft?
Natürlich war sie noch nicht satt!
Das Land der unbegrenzten Wege
Also Anmeldung raus für den Bigfoot 200 Meilen Lauf. Leider gab es hier bei 130Meilen einen Moment der Schwäche. Gut in der Zeit, ging es Julia auf dem längsten Teilstück ohne Verpflegungsposten nicht gut. Ihr Mann begleitete sie, lief nur kurz vor um zu checken, dass ihr Versorgungsmannschaft an der Labe ist und in diesem Moment beschloß Julia, dass sie nicht mehr kann. In der Retrospektive würde sie diese Entscheidung anders treffen, da sie noch ein-zwei Stunden ruhen hätte können um danach eine geordnete Entscheidung zu fällen. Gelernt für das nächste Mal.
Und wie es sich für eine gute Ultraläuferin gehört, kommt nach so einem Erlebnis kein Schritt zurück, sondern ein mächtiger Satz nach vorne.
I would walk 500k
Der allseits bekannte und berüchtigte Lazerus Lake veranstaltet neben den Barkley Marathons und Bigs Backyard Ultra noch andere Wettkämpfe. Einer davon ist der Volstate500.
Julia hat, wie auch von vielen anderen Läufen auf Facebook von diesem Lauf gehört und diesen verfolgt.
(ATTENTION liebe Kinder: Social Media kann euer Leben nachhaltig beeinflussen)
2019, nachdem sie bereits ein paar Jahre damit gehadert hat, dass sie wohl noch nicht soweit ist, wurde gemeldet. Gemeinsam mit vielen anderen und dann hieß es warten. Julia war „nur“ auf der Warteliste, erhielt aber Mitte Jänner die Bestätigung, dass sie im Sommer das schöne Tennessee durchqueren darf.
Die Vorbereitung war für Julia nicht optimal. Von einigen Verletzungen begleitet und von vielen Pandemiebedingten Absagen flankiert, brachte dieser Frühling zusätzliche Unsicherheit in das Training. Zusätzlich nagte es auch an der Motivation und die Umfänge litten ein wenig. Anstelle der üblichen Flo’schen 80 Kilometer waren es eher Peter’sche 40 Kilometer.
Auch der Volstate war bis zur sprichwörtlich letzten Minute nicht in trockenen Tüchern und erst 10 Tage vor dem Start war es klar, dass es tatsächlich losgehen kann. Mit nur der üblichen Läuferzahl und einigen Auflagen konnten die dann 66 Läuferinnen loslegen.
Volstate
Wie man es von Lazerus Lake kennt, sind die Läufe etwas spezielles.
Es startet mit einer Fahrt mit einer Fähre. Am Ende dieser Fahrt raucht sich Lazerus eine Zigarette an und alle fahren mit der Fähre retour. Und dann startet das Rennen.
Anstelle der üblichen Einteilungen bei Wettkämpfen gibt es bei diesem Abenteuer die Kategorien Crewed und Screwed. Im Gegensatz zu den betreuten Crewed Läuferinnen hat sich Julia in die Riege der Screwed Athletinnen eingereiht. Diese Kategorie zeichnet sich durch Selbstversorgung ohne Betreuungsmannschaft aus. Demnach muss alles Benötigte mitgenommen werden oder aber am Weg gekauft werden. Es gibt keine Verpflegungsstationen oder andere Annehmlichkeiten. Genau diese Herausforderung, alle Entscheidungen selbst zu treffen und dann auch auszubaden, hat Julia gereizt und so ging es ganz alleine auf die Straße.
Tennessee olé mit Pfefferspray
Mit nur leichtem Gepäck und einem Pfefferspray für alle Fälle ging es also durch das sommerliche Tennessee. Bei Aussentemperaturen um die 40 Grad und einer hohen Luftfeuchtigkeit ist eine gute Taktik und Laufplanung essentiell.
Ohne genau geplant zu haben, wo sie schlafen wollte, hat sich dennoch ein Buch eines Volstate-Veteranen studiert und sich die Schlafmöglichkeiten notiert. Bei diesen Aussentemperaturen haben Hotels neben einem Bett auch den besonderen Luxus einer Klimaanlage.
Garantiert Frittiert
Auch das Essen will auf einem derartigen Trip gut geplant sein. Coronabedingt hatten die normalerweise 24/7 geöffneten Fastfoodketten nachts geschlossen und so blieben manchmal nur Tankstellen als Alternative über. Gerade als Vegetarierin war es hier im Frittierstaat manchmal eher sehr schwierig etwas einigermaßen Nahrhaftes zu finden.
Für eine handvoll Chips
Zusätzlich zu den Unwegsamkeiten der Schlafplatzwahl (Hotel, Parkbank, Campingplatz) kam es auch manchmal zu essenstechnischen Engpässen. Kein Restaurant oder einen Imbiss in Reichweite mussten auch manchmal normale Standards über Bord geworfen werden. Mit einem anderen Läufer gemeinsam wurde da halt auch eine noch recht frisch aussehende Tüte mit Leckereien von einem Mistkübel resozialisiert und direkt verwertet.
Sometimes i wish i was a Road Angel
Einer der Hauptgründe bei diesem Lauf mitzumachen und ihn in Zukunft nochmal zu wiederholen waren aber auch die laufbegeisterten Anwohner auf der Strecke.Die sogenanneten Roadangel haben in ihren Vorgärten von Grußbotschaften, über kalte Getränke bishin zu Dusch- und Schlafzelten einen unglaublichen Aufwand betrieben um die Läuferinnen zu motivieren und ihnen die Strapazen erträglicher zu machen. Dem ist allerhöchster Respekt zu zollen und es freut jede einzelne Läuferin und gibt frischen Schwung.
2 Minutes to Midnight
Um nur 1 Minute und ein paar Sekunden hat Julia dann die 6 Tagesmarke verpasst, ist in einer trotzdem unglaublichen Zeit von eben knapp über 6 Tagen ins Ziel gekommen und hat dadurch den perfekten Grund um das Rennen nochmal zu laufen.
Das nennen wir mal Planung!
Es war ein ganz tolles Interview mit einer wirklich beeindruckenden Frau und einer Leistung, die sich kaum in Worte fassen lässt. Wir hoffen, dass wir noch viel von ihr lesen und vielleicht auch wieder hören!
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Viel Spass beim Hören!
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